Von Boom bis Z: Wie steht es um §218?
Shownotes
In der neuesten Folge von Boom bis Z sprechen Renate, Lena und Merle über ein Thema, das seit über 150 Jahren für heftige Diskussionen sorgt: den §218 StGB, der Schwangerschaftsabbrüche regelt.
Lena vom Feministischen Streik Bremen kämpft für die Abschaffung dieses Paragraphen, während Merle von Pro Familia Bremen Einblicke in den Beratungsalltag gibt. Warum gibt es den §218 noch immer? Welche Änderungen wären nötig? Und wie sieht die aktuelle Versorgungslage für Abtreibungen aus? Hört rein, um mehr über die Problematik und mögliche Lösungen zu erfahren!
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Pro Familia Bremen Bündnis Sexuelle Selbstbestimmung
Wer wir sind
Die frauenseiten Bremen sind ein ehrenamtliches queerfeministisches Projekt welches sich für Digitalisierung, Chancengleichheit und Sichtbarmachung von FLINTAs stark macht. Wir betreiben einen Blog namens frauenseiten.bremen.de und produzieren einen generationsübergreifenden Podcast namens Von Boom bis Z.
Das war von Boom bis Z. Der Generationen-Podcast der frauenseiten Bremen. Von Boom bis Z wird vom Senator für Kultur der Freien Hansestadt Bremen gefördert.
Von Boom bis Z wird herausgegeben vom Verein Frauen lernen gemeinsam e.V und den frauenseiten Bremen. Konzept und Redaktion: frauenseiten Bremen mit besonderem Dank an Paula, Renee, Lilli, Lingh, Laura, Hannah, Jule, Salam, Sofie, Luisa, Andrea, Nina, Irene, Mara und Janna Redaktion Aktuelle Folge: Renate und Lena L. Moderation: Renate Strümpel Musik: Imke Bolz Artwork: Luise Hahn mit besonderem Dank an Pia Brand Social Media: die frauenseiten Social Media Unit Schnitt: Paula Busemann Produktion: Renate Strümpel Mastering. Janna Fischer.
Ihr habt Fragen, Vorschläge oder wollt euch einbringen? Schreibt eine Mail an frauenseiten@bremen.de oder nutzt das Kontaktformular.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Unbekannt Von BOOM bis Z. Der Generation Podcast der Frauenseiten Bremen.
00:00:08: Unbekannt Also gerade bei diesem speziellen Thema gibt es mir ganz viel Kraft und auch ganz viel Wut, mich in diese Reihe von Kämpfen, die schon dazu passiert sind, zu stellen. Dass sich das ja auch so ein stückweit gegenseitig bedingen. Also die rechtliche Situation immer auch so ein bisschen die moralische Legitimation ist dafür, dass es nach wie vor einfach ein riesiges Tabu um dieses Thema gibt.
00:00:29: Unbekannt Wir sehen da einen ganz großen Mehrwert von Beratung, aber eben nur, wenn sie freiwillig stattfindet und nicht in einem Pflichtkontext. Woran ich am meisten verzweifel, sind tatsächlich die strukturellen Schwierigkeiten, vor denen wir ja alle irgendwie ein Stück weit immer wieder stehen und die auch ohnmächtig machen.
00:00:59: Unbekannt Herzlich willkommen zum Generationenpodcast von frauenseiten Bremen. Wir widmen uns heute einem sehr wichtigen und viel diskutierten Thema: Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland und im spezifischen in Bremen. Und ich bin nicht allein damit. Ich sage ja auch schon wir Ich habe zwei Gäst*innen hier, eine davon arbeitet als Beraterin bei Pro Familia in Bremen Mitte und eine weitere Person vom F-Streik engagiert sich intensiv in der aktuellen Kampagne zur Abschaffung von Paragraf 218. Vielen Dank, dass Sie beide heute da seid. Danke für die Einladung. Wir freuen uns, hier zu sein.
00:01:21: Unbekannt Dankeschön. Ja. Also erst mal Hallo, Merle. Hi. Ich sage ja immer Generation Podcast. Und das Label bleibt ja immer noch da. Zu welcher Generation zählst du dich? Ich habe da gerade schon kurz drüber gesprochen. Genau. Ich würde mich so in der Generation Y oder auch bei den Millennials verorten. Genau. Also habe weder sozusagen den jüngeren Blick darauf, noch bin ich schon viele Jahre in der Beratung.
00:01:50: Unbekannt Und Lena, du bist beim F-streik sehr aktiv im Thema und würdest du mal verraten, zu welcher Generation du gehörst? Ja, ich gehöre auch zu den Millennials, wo ich gerade noch gelernt habe, dass es auch die Generation Y ist. Das war mir vorher gar nicht so klar. Aber genau, ich bin in den Neunzigern geboren und dann also in den 2000 an meine Teenie Zeit verbracht.
00:02:15: Unbekannt Deswegen gehöre ich zu den Millennials. Das habe ich jetzt gerade erst gelernt, dass dieser Stil Y2k ist, dass das dieser 2000er-Look ist, weiß nicht, ob ihr das wisst? Das hat jetzt nichts damit zu tun, aber irgendwie so, das habe ich wieder von einer ganz anderen Generation gelernt und wenn ich jetzt so einen Bogen schließen möchte, so von Generation zu unserem aktuellen Thema, könnte man.
00:02:37: Unbekannt Und wenn ich offen bin, war das Lena, deinen Vorschlag auch mal noch die Frage die Brücken Frage stellen, zu welchem Zeitpunkt wurdest du zum Ersten Mal mit diesem Thema Schwangerschaftsabbrüche konfrontiert?
00:03:08: Unbekannt Ja, es ist eigentlich ganz spannend, als ich gerade noch mal kurz drüber nachgedacht habe, dass so was schon mit elf zwölf Jahren gab es in meinem näheren Umfeld eine Person, die einen Schwangerschaftsabbruch hatte, aber das hatte ich mehr so zufällig rausgefunden und dann wurde das sehr unter den Teppich gekehrt. Aber das war auf jeden Fall so mein erster Berührungspunkt und ich fand das damals schon eher so ein bisschen verstörend, oder ich wusste nicht so richtig, was ich damit anfangen soll. Und dadurch, dass es dann ja auch so vertuscht wurde, gab es da nicht so den Raum dafür, darüber zu sprechen. Und dass es dann aber so problematisch ist, um die aktuelle Lage zum Schwangerschaftsabbruch oder was ja, Menschen, die ungewollt schwanger sind in Deutschland so durchmachen müssen, das ist mir erst wieder so im Studium begegnet, als ich dann mich politisch engagiert habe und mich auch feministisch engagiert habe.
00:03:42: Unbekannt Da habe ich dann gemerkt, dass das irgendwie immer noch so ein Problem ist, auch in Deutschland. Und da. Genau seitdem engagiere ich mich dann dafür. Aber der erste, die erste Begegnung war tatsächlich schon ganz schön früh. Merle Wie war das bei dir? Ja, ich kann mich da, glaube ich, so ein stückweit anschließen. Also ich erinner auch in der Teeniezeit nicht, dass ich in sozusagen direkten Kontakt mit einer Person hatte, die schon mal einen Abbruch hatte.
00:04:06: Unbekannt Aber dass das irgendwie immer auch Thema war, auch so ein bisschen im Kontext der ersten sexuellen Erfahrungen. Verhütung, was ist, wenn irgendwie die Verhütung nicht klappt? Was macht man dann? Aber wie so die Gesetzeslage und die Situation in Deutschland ist, das habe ich eigentlich auch erst während des Studiums und als Teil meiner Politisierung so ja verstanden und bin da auch das erste Mal irgendwie mit Freundinnen in einer Situation gewesen, dass sie vor dieser Entscheidung standen, ob sie eine Schwangerschaft behalten möchten oder ob sie sich doch für einen Abbruch entscheiden.
00:04:40: Unbekannt Und wie ist das bei dir in der anderen Generation, Renate? Ich glaube, die Gesetzeslage in der DDR war ein bisschen anders. Allerdings bin ich auch nicht so alt mit Generation X, dass ich das wirklich so aktiv mit Jahrgang 78 mitbekommen habe. Also was mich gerade so ein bisschen aufhorchen lassen hat, ist ja, dass durchgehend eben dieses Thema von Wegschweigen oder
00:05:07: Unbekannt Ähm, ja, es wird nicht drüber geredet und es ist alles so, irgendwer muss sich heimlich irgendwie um irgendwas kümmern, dass das Thema halt sich eigentlich bis heute so ein bisschen durchzieht, dass man, dass es zu viel aus verschiedensten Gründen auch nicht nur aus rechtlichen, eben wirklich immer so ist, dass es irgendwo im im Verborgenen stattfindet. So, und das ist eigentlich das Schlimme.
00:05:34: Unbekannt Absolut. Und ja, also ich habe auch genau solche Sachen durchgemacht wie im näheren Umfeld vielleicht auch eine Freundin ja erleben, die man unterstützen muss und sagen muss ja okay, wie geht sie damit? Oder Reaktionen auf Personen, die vielleicht potenziell mit dieser Elternschaft zu tun hatten, die dann so sagen Ja pff kümmere ich mich nicht drum. Also so ganz viel, ganz viel rundherum.
00:06:04: Unbekannt Da würde ich auch total sagen, dass diese, dieses heimliche unter der Hand, im Verborgenen nicht drüber sprechen, dass sich das ja auch so ein Stückweit gegenseitig bedingen. Also die rechtliche Situation im Prinzip immer auch so ein bisschen die moralische Legitimation ist dafür, dass das irgendwie nach wie vor einfach ein riesiges Tabu um dieses Thema gibt. Total also und deswegen ja das heute auch immer noch die rechtliche Lage ist, so wie sie ist, weil es auch dieses Tabu ist.
00:06:30: Unbekannt Also ja, wie du sagst, es bedingt sich irgendwie gegenseitig und das macht dann die Lage von ungewollt schwangeren Person, die das ja den Abbruch wollen, auf jeden Fall sehr prekär. Eine Beratungsstelle, die dann eben ganz oft ins Spiel kommt, ist Pro Familia. Willst du, Merle, kannst du uns zunächst ein bisschen was über die Ziele von Pro Familia erzählen und auch die Aktivitäten gerade beim Thema Schwangerschaftsabbrüche?
00:06:56: Unbekannt Absolut. Also was ich immer ganz spannend finde, ist tatsächlich sozusagen noch mal auch auf Pro Familia bundesweit zu schauen. Also Pro Familia ist ja ein bundesweiter Verein, ein gemeinnütziger Verein mit einem Bundesverband, der tatsächlich schon 1952 gegründet wurde. Also irgendwie schon eine sehr, sehr lange Geschichte hat und eigentlich immer mit dem Ziel ja so ein bisschen am gearbeitet hat, für eine selbstbestimmte Sexualität einzustehen und das eben einerseits die Bereiche der sexuellen Bildung abdeckt, der Sexual- und Beziehungsberatung, aber eben auch ganz schwerpunktmäßig alles, was eine selbstbestimmte Entscheidung in Bezug auf Familienplanung und Schwangerschaft betrifft.
00:07:40: Unbekannt Und da fällt natürlich ein Schwangerschaftsabbruch genauso drunter wie aber auch eben eine Entscheidung zu sagen, ich möchte schwanger sein und ich möchte auch schwanger bleiben und da Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen. Und das fasst eigentlich auch so unser Angebot hier in Bremen glaube ich ganz gut zusammen. Also wir, und das ist immer wichtig Pro Familia wird oft genannt, gerade im Zusammenhang mit der Schwangerschaftskonfliktberatung.
00:08:04: Unbekannt Und das finden wir natürlich auch gut, dass wir da sozusagen als Anlaufstelle irgendwie präsent sind und gleichzeitig ist uns total wichtig, dass wir eben auch in den anderen Bereichen, die mindestens genauso wichtig sind, sozusagen im Bereich der sexuellen Selbstbestimmung irgendwie ansprechbar sind. Genau. Vielleicht so noch mal so ein bisschen zum Groben. Hier in Bremen haben wir eben den Landesverband, also es gibt bei der Pro Familia, den Bundesverband und den Landesverband oder die regionalen Strukturen, die hier in Bremen bedeuten, dass es drei Beratungsstellen gibt.
00:08:36: Unbekannt Einmal die hier in Bremen Mitte, eine in Bremen Nord und einen Bremerhaven. Und wir haben das große Glück, hier in Bremen auch noch als Teil der Pro Familia ein medizinisches Zentrum in Bremen zu haben.
00:08:58: Unbekannt Also ich finde, das ist natürlich total die Vorlage, dass wir noch mal eine extra Folge machen mit zwei Beraterinnen. Und es ist gut, dass du sagst, wie umfangreich euer gesamtes Angebot ist.. Finde ich total toll. Genau. Möchtest du noch was zu den konkreten Schritten erzählen? Wenn eine Person einen positiven Schwangerschaftstest hat und sich entscheidet, die Schwangerschaft abzubrechen, wie die nächsten Schritte also grob aussehen können, wirst du dazu noch mal was sagen. Also ich glaube, es gibt schon immer noch Leute, die das jetzt nicht total parat haben.
00:09:37: Unbekannt Absolut. Ich glaube, das ist sozusagen eher der Normalfall, dass das vielleicht nicht so parat ist, sondern erst mal in der Regel, gerade wenn die Schwangerschaft eben nicht geplant ist, eine totale Überforderung. Erst mal mit der Situation da ist, was oft genannt wird, gerade auch im Kontext der sexuellen Bildung, Ist so als erster Schritt unbedingt irgendwie zur Gynäkologin, zum gynakologen Da ist uns mal ganz wichtig, sozusagen das mal ein bisschen in Klammern zu setzen, wenn so völlig unklar ist, wie weit die Schwangerschaft ist. Also wenn man so gar keine Anhaltspunkte hat, wann vielleicht die letzte Menstruation war, wie weit man ungefähr sein könnte, dann ist es natürlich total sinnvoll, das auch erst mal mit einer Ärztin, einem Arzt rückzusprechen.
00:10:08: Unbekannt Ansonsten, wenn eventuell schon ganz klar ist, die Schwangerschaft möchte nicht behalten werden. Die Person möchte auf jeden Fall einen Schwangerschaftsabbruch machen oder auch einfach ganz große Zweifel da bestehen. Dann empfehlen wir eigentlich immer, lieber zeitnah schon mal einen Beratungstermin zu vereinbaren. Es ist nämlich nicht so, dass man um einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen oder durchführen zu lassen, schon vorher bei einer Gynäkologin gewesen sein muss.
00:10:32: Unbekannt Und das finde ich immer so eine ganz wichtige Info, weil dadurch einfach auch wertvolle Zeit irgendwie verloren gehen kann. Oh ja, das ist eine unheimlich wichtige, also ich würde da immer vom Gefühl her denken, man wird als erstes braucht man erst mal noch irgendwie so ja, einmal so ein Gegenchecken der Ärztin. Das kann ich mir richtig gut vorstellen, dass das eine sehr, sehr wertvolle Information ist.
00:10:51: Unbekannt Ja, also ich dachte das tatsächlich auch, weil es doch wichtig ist, um die Fristen einzuhalten, zu wissen, wann jetzt quasi die in welcher Woche die Schwangerschaft ist. Aber da kommst du ja vielleicht später auch noch mal drauf, wie das denn sonst festgestellt wird. Deswegen wäre das natürlich auch mein erster Impuls gewesen. Das muss irgendwie schwarz auf weiß irgendwo stehen, in welcher Woche ich bin, damit ich weiß, wie viel Zeit ich noch habe.
00:11:13: Unbekannt Das vielleicht auch noch mal sozusagen eine wichtige Info für die Zuhörer,*innen dass bei der aktuellen Rechtslage in Deutschland es eben nach der sogenannten Fristenregelung läuft, dass ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland nur durchgeführt werden kann, wenn er medizinisch gesehen vor der 14. Schwangerschaftswoche passiert. Juristisch wäre das sozusagen die zwölfte Woche. Da kommt man auch gerne mal durcheinander mit den zwei Zahlen.
00:11:37: Unbekannt Genau. Also vielleicht einfach auch direkt dazu. Deswegen meinte ich so ein bisschen, wenn es super unklar ist, man vielleicht tatsächlich auch schon in einem längeren Zeitraum vermutet, schwanger zu sein, dann würde ich auch immer empfehlen zu versuchen, irgendwo noch einen Termin zu bekommen, nur haben wir aktuell ja auch die Situation, dass es einfach total schwer ist, Gynäkolog*innen zu finden.
00:11:58: Unbekannt Das heißt, wenn man nicht irgendwo angebunden ist, dann kann da einfach so viel Zeit vergehen, bis man dann Termin hat, das wir immer empfehlen würden, erst mal schon die Beratung in Anspruch zu nehmen. Wir haben die Möglichkeit, sozusagen das grob zu schätzen, wie weit die Schwangerschaft ist. Also das kann man ganz gut ermitteln, wenn die Person weiß, wann ihre letzte Menstruation war, dass man dann so grob überschlagen kann, wie weit ist die Person ungefähr und das dann erst mal als Anhaltspunkt ausreicht, um gegebenenfalls schon einen Termin für den Abbruch auch zu vereinbaren. Und bei dem Termin zum Abbruch würden die Ärztinnen, die den Abbruch durchführen, sowieso ja noch mal einen Ultraschall machen.
00:12:35: Unbekannt Dazu sind sie quasi rechtlich verpflichtet, um eben den Zeitpunkt der Schwangerschaft festzustellen. Das heißt, da passiert das eh nochmal und deswegen ist das immer eher so ein Hinweis von unserer Seite, da lieber nicht zu viel Zeit ins Land gehen zu lassen. Bei der Suche nach einer Ärztin, die irgendwie einen Termin hat. Und bei euch kriegt man dann wie schnell?
00:12:56: Unbekannt Ungefähr so ein Beratungstermin kannst du dazu? Ja, also wir versuchen das tatsächlich innerhalb von wenigen Tagen möglich zu machen. In der Regel klappt das auch. Ganz selten, wenn mal ein hoher Krankheitsstand ist oder Ferienzeiten sind, dann müssen wir schauen, ob wir gegebenenfalls sonst auch noch mal weiterverweisen. Aber in der Regel ist das immer so, dass die Schwangerschaftskonfliktberatung auch sehr zeitnah stattfinden können. Und kann so ein bisschen was dazu erzählen, wie so ein Gespräch abläuft oder worauf man sich muss man so Sachen mitbringen, Unterlagen oder wie geht es einem vielleicht danach?
00:13:28: Unbekannt Also braucht man ein bisschen Zeit davor und danach überhaupt für so ein Termin. Also ich würde immer sagen, dass das Wichtigste ist, dass man vielleicht sich überlegt, ob man den Termin alleine wahrnehmen möchte oder ob es vielleicht einen Vertrauensperson, Partner, Partnerin, eine andere Person, die man gerne dabei hätte. Und ansonsten ist es so, dass die Personen bei uns erst mal ankommen, sich anmelden und dann eben von der Beraterin abgeholt werden.
00:13:54: Unbekannt Und uns ist immer ganz wichtig, dass es sozusagen dann erst mal auch die Möglichkeit gibt, anzukommen, vielleicht einen Schluck Wasser zu trinken und dann wird im ersten Schritt eigentlich tatsächlich erst mal geklärt, was ist eigentlich das Anliegen? Also warum soll es gehen? Was ist, was ist das Thema, mit dem die Person da es. Geht es tatsächlich um einen Schwangerschaftsabbruch?
00:14:13: Unbekannt Ist vielleicht die Entscheidung auch noch gar nicht getroffen? Oder manchmal sind die Personen dann auch wenn sie da sind, doch schon an einem ganz anderen Punkt als vielleicht bei der Terminvereinbarung. Und da ist uns immer sozusagen ganz wichtig, erst mal die Person da abzuholen, wo sie steht, das ist auch immer so ein bisschen der Moment, wo wir versuchen, auch die Hemmungen so ein bisschen abzubauen, weil das schon oft spürbar ist bei den Personen, dass sie sich in einem Zwangsberatungskontext befinden.
00:14:41: Unbekannt Also es ist ja in Deutschland verpflichtend, die Beratung in Anspruch zu nehmen, wenn man nach der Beratungsregel n Schwangerschaftsabbruch machen möchte. Ähm, und das führt dazu, dass Personen manchmal den Eindruck haben, sie müssten sich sozusagen für ihre Entscheidung rechtfertigen. Oder sie müssen jetzt ganz viele Gründe darlegen, weshalb eine Schwangerschaft für sie zu diesem Zeitpunkt quasi nicht möglich ist und das ist uns einfach immer ein total großes Anliegen da ja erst mal der Person sozusagen zu signalisieren, dass das zwar eine verpflichtende Beratung ist, aber dass wir ganz im Sinne der Person beraten und eben gemeinsam schauen, was es braucht an Gespräch, an Information, um gut aus diesem Termin raus zu gehen.
00:15:23: Unbekannt Genau. Und da kann eben dazu gehören. Vielleicht auch so ein bisschen welche Schritte, um noch mal darauf zurückzukommen, welche Schritte passieren eigentlich nach so einem positiven Schwangerschaftstest? Da kann eben dazu gehören, dass wir dann auch einfach noch mal einen genaueren Blick werfen auf einen Schwangerschaftsabbruch. Wie das abläuft, welche verschiedenen Methoden es vielleicht gibt und was noch zu tun ist.
00:15:44: Unbekannt Also für das Beratungsgespräch selber braucht es tatsächlich keine Unterlagen, aber es braucht für den Abbruch verschiedene Unterlagen. Also dazu gehört natürlich zum einen die Beratungsbescheinigung, die wir ausstellen, ohne die ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland so nicht möglich ist nach der Beratungsregel. Aber es ist auch so, dass zum Beispiel Schwangerschaftsabbrüche keine Kassenleistungen sind in Deutschland und sozusagen nicht von der Krankenkasse übernommen werden.
00:16:09: Unbekannt Das heißt im Beratungsgespräch geht es dann in der Regel auch darum, irgendwie zu klären, ob die Person vielleicht eine Kostenübernahme bekommt. Das wäre dann sozusagen bei einem geringen Einkommen der Fall, dass das Bundesland, in dem die Person gemeldet ist, die Kosten übernehmen würde. Aber dafür muss man dann auch noch mal losgehen und sich ein Dokument holen. Also diese ganzen Schritte, die danach folgen, die besprechen wir gemeinsam und in Ruhe und gucken, was sozusagen ansteht und was getan werden muss.
00:16:41: Unbekannt Wie ist denn aktuell die Versorgungslage in Bremen oder wahrscheinlich ein Unterschied zwischen Land Bremen und Stadt Bremen, den man so ausmachen kann? Für Personen, die sich dafür entscheiden? Also ganz grundsätzlich kann man schon sagen, dass man auch hier in Bremen so ein bisschen den bundesweiten Trend feststellen kann, dass die Versorgung nicht unbedingt besser wird. Also es ist ja so, dass viele der Ärztinnen und Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche über Jahre und Jahrzehnte durchgeführt haben, jetzt langsam in Rente gehen und eben wenig Gynäkologen dann nachkommen, die sich dafür entscheiden, Abbrüche durchzuführen.
00:17:19: Unbekannt Wie gesagt, wir haben das große Glück, dass wir das medizinische Zentrum der Pro Familia hier haben. Das Puffer hat einiges ab. Und tatsächlich haben wir in Bremen auch zunehmend mehr gynäkologische Praxen, die medikamentöse Schwangerschaftsabbrüche anbieten. Also das ist ja eine Form des Abbruchs, das bis zur neunten Schwangerschaftswoche möglich ist, mit Tabletten einen Schwangerschaftsabbruch zu machen. Und da ist das medizinische Zentrum zum Beispiel auch total bemüht, irgendwie Weiterbildung anzubieten.
00:17:46: Unbekannt Dass da einfach auch Ärztinnen nachkommen, die das machen. Aber wir stellen schon immer wieder fest, so in den Urlaubszeiten, wenn das medizinische Zentrum zum Beispiel Schließzeit hat, dann kann es schon auch in Bremen mal eng werden. Also es gibt schon Situationen, wo wir dann auch irgendwie ins Bremer Umland verweisen oder sogar nach Hamburg, was natürlich auch mit krassen Hürden für die Personen verbunden ist und wo man jetzt auch nicht unbedingt sagen kann, dass das jede Person- ja - einfach so wuppt und da die Ressourcen hat, das umzusetzen.
00:18:17: Unbekannt Genau, ich find das ist einfach auch mit der größte Punkt, den wir kritisieren, dass die Versorgungslage so schlecht ist und dass es also neben der Pflichtberatung und der Stigmatisierung und dass die Finanzierung nicht übernommen wird. Aber dass eben durch die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland ja Gynäkolog*innen selbst entscheiden, ob sie das durchführen oder nicht und das dadurch, dass sie sich da in so einer Grauzone bewegen, das viele eben nicht machen aus Sorge, dann irgendwelche juristischen Konsequenzen zu haben oder radikale Abtreibungsgegner*innen vor der Tür stehen zu haben oder was es sonst noch alles für Schikanen gibt.
00:18:57: Unbekannt Und dass das einfach das Riesenproblem ist, auch wenn man vielleicht das Gefühl haben könnte, in Deutschland ist es ja irgendwie möglich und es kommt niemand momentan oder gerade mehr so vor Gericht, weil das weil jemand einen Abbruch hatte oder ein durchgeführt hat. Aber es ist eben die ganze Zeit in dieser Waage oder es ist ganz halt in dieser Grauzone und damit eben die Versorgung so katastrophal oder eher in dieser Tendenz immer schlechter werdend.
00:19:25: Unbekannt Und da sind wir in Bremen wahrscheinlich noch einigermaßen gut davor. Also das weiß man ja auch, das in Bayern oder in anderen ländlichen Gebieten es einfach noch sehr viel schlechter aussieht und dass wir daher wirklich eine Entkriminalisierung brauchen und ganz dringend das als das behandeln, was es ist, nämlich ein medizinischer Eingriff, den Menschen eben brauchen, in welchen Lebenslagen sie auch immer sind und deswegen auch so zugänglich sein sollte wie jeder andere medizinische Eingriff.
00:19:56: Unbekannt Würdest du noch mal diese Grauzone genauer so einkreisen. So in zwei Sätzen. Was genau diese Grauzone ist? Genau, der Paragraf 218. Das wird wahrscheinlich heute auch noch häufiger fallen. Das ist der Paragraph im Strafgesetzbuch, der momentan Schwangerschaftsabbrüche hier in Deutschland regelt. Und er steht im Strafgesetzbuch. Das ist keine Ordnungswidrigkeit oder so, sondern das ist direkt ja unter den Gewalttaten gegen das Leben, also bei Mord und Totschlag.
00:20:26: Unbekannt Danach kommt dann Schwangerschaftsabbruch, ist da geregelt und der ist schon über 153 Jahre alt. Der steht da schon sehr lange, hat viele, viele schon mitgemacht. Aber genau regelt halt bis heute im Strafgesetzbuch, was möglich ist und dass insgesamt ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland unter Strafe steht. Außer er passiert unter gewissen Umständen ja. Gerade wurde ja schon von der Fristenregelung erzählt, die dann mit der Beratungspflicht einhergeht.
00:20:56: Unbekannt Also wenn sich innerhalb von dieser Frist einer Pflichtberatung unterzogen wird, dann ist ein Abbruch möglich. Ansonsten gibt es noch die kriminologische Indikation, das heißt nach einer Vergewaltigung oder anderen Straftat und dann eine Schwangerschaft entsteht. Dann ist ein Abbruch möglich. Aber in Deutschland sind es glaube ich nur so 1 bis 2 % der Abbrüche, die unter dieser Regelung fallen.
00:21:18: Unbekannt Also die meisten Abbrüche in Deutschland passieren schon unter der Beratungs- oder Fristenregelung. Genau. Und das ist also es ist immer noch im Strafgesetzbuch, auch wenn es dann straffrei bleibt, wenn es sich an diese Regeln hält. Das ganze Prozedere. Aber es bleibt am Ende eine Straftat, die nicht bestraft wird, weil sie sich an diese Regeln hält. Also das ist die Grauzone, die ich, glaube ich damit meine.
00:21:42: Unbekannt Es ist halt nicht so, wie ich habe Karies und ich muss irgendwie ein eine Füllung bekommen beim Zahnarzt, sondern es ist eigentlich begehe ich gerade eine Straftat, aber ich werde nicht bestraft. Und hinzu kommt, das war mir auch lange nicht klar, du hast dieses Wort Kassenleistung genannt, diese ganz perfide Art, dass man das sehr umständlich wohl abrechnen muss.
00:22:08: Unbekannt Das heißt, es ist sehr viel Papierkram für die Person, Ärztin, Arzt, die das durchführt. Und viele sagen ja, das muss ich irgendwie alles noch mal extra machen. Das ist anders als alles andere. Da muss man ja auch die Frage stellen Was, warum ist das so? Und das ist ja so auch ein Aspekt, der dazu führt, dass die Infrastruktur natürlich, dass sich da nicht alle hinsetzen und sagen nee, das muss ich jetzt noch extra machen und es ist in der Grauzone.
00:22:36: Unbekannt Also irgendwie ist es. Es gibt so viele Argumente auch, die dann dagegen sprechen, weil man schon eine überlastete Praxis hat, oder? Also ich möchte das jetzt nicht in Schutz nehmen, aber es ist ja schon auch ein Problem, das warum ist das keine Kassenleistung? Ich verstehe das überhaupt nicht. Alles mögliche kann man machen. Das fordern wir auf jeden Fall auch, dass dann neben der Legalisierung auch das als ganz reguläre Kassenleistung von der Krankenkasse übernommen werden muss.
00:23:05: Unbekannt Für alle. Genau. Und ich glaube, dass es tatsächlich da eben auch immer so ist, dass sich die Gesetzeslage auf die gesellschaftliche Realität auswirkt und andersrum das eben die Krankenkassen da einfach auch die Möglichkeit haben, ein Stück weit zu sagen, wir decken es eben nicht als Kassenleistung ab, weil es im Strafgesetzbuch steht, dass sozusagen da dann wieder der Zirkelschluss ist.
00:23:26: Unbekannt Und genau pro familia geht auf jeden Fall auch mit, sowohl die Abschaffung von Paragraf 218 zu fordern. Schon immer. Und gleichzeitig eben auch absolut wichtig, dass ein Schwangerschaftsabbruch nicht von den finanziellen Möglichkeiten abhängt. Auf jeden Fall. Ich würde vielleicht noch kurz ergänzen, was ich nämlich auch wirklich ein Stück weit, du hast vorhin glaube ich, das Wort verstörend genutzt.
00:23:50: Unbekannt An der Stelle finde ich das auch sehr passend, weil mir das lange nicht klar war, dass die kriminologische Indikation ja auch eine Frist gebunden ist. Also selbst wenn eine Schwangerschaft durch Gewalt entstanden ist, müssen die Personen innerhalb der ersten 14 Wochen den Abbruch machen. Und das finde ich wirklich ziemlich unbegreiflich, wie das heutzutage in Deutschland nach wie vor Gesetz sein kann.
00:24:12: Unbekannt Und vielleicht dann da noch ergänzend dazu. Es gibt ja auch eine Möglichkeit, in Deutschland einen Abbruch zu haben, ohne Frist, nämlich wenn dann durch pränatale Diagnostik Diagnosen, bei dem Embryo Fötus festgestellt werden, dann ist tatsächlich ein Abbruch auch noch sehr sehr lange möglich. Also wenn gesagt wird okay, mit dieser Diagnose von meinem zukünftigen Kind kann und will ich nicht leben, dann ist das auch noch möglich.
00:24:41: Unbekannt Was wir auch da vom F Streik sehr kritisieren, dass es da quasi für uns so eine Doppelmoral gibt, was für Kinder geboren werden, welche nicht, wo ist es das dann irgendwie in Deutschland okay auch Spätabbrüche vorzunehmen und wo sagen wir aber nein, auf keinen Fall, das muss dann ausgetragen werden. Also ja, da würde ich auch total mitgehen. Finde das immer spannend sozusagen zu gucken.
00:25:02: Unbekannt Die Gesetzeslage bei der medizinischen Indikation, das ist genau die mit den Spätabbrüchen, ist ja tatsächlich so, dass argumentiert wird, nicht mit einem auffälligen Befund, sondern immer mit dem Leben der Schwangeren. Und das sozusagen die Gesundheit und das Leben der Schwangeren in Gefahr sein muss, um einen Spätabbruch durchführen zu lassen. Und das aber in der Realität in Deutschland, in.
00:25:25: Unbekannt Ich weiß, also ich habe keine Zahlen, aber in dem allergrößten Teil aller Fälle eben mit einem auffälligen Befund bei einem Fötus einhergeht und nicht zum Beispiel mit einer massiven psychischen Belastung der Schwangeren durch eine ungewollte Schwangerschaft beispielsweise. Und da erleben wir auch, also jetzt so ein bisschen aus dem Beratungsalltag erleben wir, dass es unglaublich schwer ist, Ärztinnen und Ärzte zu finden, die so ein Gutachten schreiben, was eben nötig ist für einen Spätabbruch, wenn es nicht um den auffälligen Befund geht.
00:25:55: Unbekannt Habe ich auch gehört, weil die Denke von so Psychologinnen ist wieder Wir können nicht in einem Gespräch eine Diagnose zur Belastung, psychischen Belastung stellen. Also die meisten würden sagen, das würden sie nicht machen. Und zweitens wann kriegt man überhaupt ein Termin bei so einer Fachperson? Das heißt, das passt überhaupt jetzt gar nicht mit der Fristenregelung oder anderen oder selbst spät, das ist ja relativ riskant.
00:26:22: Unbekannt Ja, total. Und auch da ist eben so, dass das, was ich auch nachvollziehbar finde, das eben auch gerade Psychiater*innen zum Beispiel, die das dann machen, so Gutachten zu schreiben, wenn das quasi dann nur ein, zwei Personen sind, dann sind die natürlich auch viel dann gegebenenfalls damit beschäftigt, was schon auch glaube ich einfach emotionale Belastung darstellen kann.
00:26:42: Unbekannt Und ich erlebe das auch so, dass es auch unter der Ärztinnenschaft unglaublich wenig Wissen darüber gibt, wie die Rechtslage eigentlich ist, weil das ja nicht mal was ist, was sozusagen nur Psychiater*innen ausstellen dürfen, sondern das dürfen ja alle Ärzte. Also alle Ärzte könnten ja theoretisch ein Gutachten schreiben, was sozusagen einen Grund darlegt, der für einen Spätabbruch ja relevant ist.
00:27:07: Unbekannt Auf der anderen Seite gibt es dann wieder das Problem, dass eben dann auch diejenigen Ärzte, die Spät abbrüche durchführen, was in der Regel in Kliniken der Fall ist. Und in Bremen und auch deutschlandweit dann auch nicht alle Gutachten akzeptieren. Also da ist sozusagen wirklich auch noch mal eine sehr, sehr schwierige Grundlage. Also ich merke selber schon im sprechen sozusagen schon die Fristenlösung ist unglaublich komplex und herausfordernd für die Personen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden.
00:27:34: Unbekannt Und die kriminologische und die medizinische Indikation bergen noch mal ganz andere Herausforderungen. Ich finde es da an dem Punkt einfach so spannend. Dass es, also was es da für unterschiedliche Mindsets dann irgendwie zu dem also ich finde erst mal gleichen Sachverhalt gibt und das also wir hatten vom F Streik vor anderthalb Wochen oder vor einiger Zeit ein Stand so in der Innenstadt, um auf die aktuelle Kampagne, wofür ich vielleicht später noch ein bisschen mehr dazu sage, aber so aufmerksam zu machen, dass und über die Geschichte von Paragraf 218 zu erzählen, dass es eben auch schon seit 150 Jahren dagegen Kämpfe gibt und sind da mit Leuten ins Gespräch gekommen.
00:28:16: Unbekannt Und das fand ich total interessant. Zum einen, dass sehr viele so erstaunt waren, also wieso ist das noch gar nicht legal in Deutschland? Also das ist ja auch interessant zu sehen, dass gar nicht so viel Widerrede kommt oder dass viele eben gar nicht wissen, dass das im Strafgesetzbuch geregelt ist und zum anderen, dass dann in einem Gespräch kam auch so der Satz von Ja, wir wollen ja keine amerikanischen Verhältnisse oder es soll nicht der Abbruch nicht bis ein Tag vor Niederkunft möglich sein.
00:28:44: Unbekannt Und als ich dann sagte Ja, aber es ist in manchen Fällen in Deutschland ja schon auch möglich. Dann war es wieder so wie ach wirklich das geht wirklich. Also das wie unterschiedlich da eigentlich die Wissenslage ist oder wie wie unklar das auch für die Leute, wenn sie nicht persönlich damit mal in Kontakt gekommen sind ist wie das ja wie das in Deutschland gerade ist und man kommt ja dann persönlich damit in Berührung, eigentlich, wenn man es sagt, meistens ja ungeplant, also ohne, dass man das ja vorher so wollte.
00:29:12: Unbekannt Und das, ja, das merkt man, dass es dann bei vielen einfach kein Thema ist oder dass sie denken, es ist doch alles in Ordnung und es ist doch alles gut hier im fortschrittlichen Deutschland, kann ja nicht so schlimm sein. Na, jetzt bist du ja schon in dem politischen Aktivismus Lena, jetzt F Streik ist das eine, aber ich habe da eine extra Arbeitsgruppe oder ein Bündnis für euch geformt, sozusagen, die wirklich sich konkret und intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt und nicht nur auseinandersetzt, sondern versucht, es an die Öffentlichkeit zu bringen.
00:29:47: Unbekannt Auf so direkte Art, teilweise. Würdest du mal ein bisschen was darüber erzählen. Sehr gerne. Genau. Also der feministische Streik Bremen macht insgesamt so vieles in der feministischen Szene, viel auch zum 8. März. Aber jetzt haben wir uns eben auch der bundesweiten Kampagne Legal einfach fair für die Neuregelung von 218 angeschlossen. Das ist eine Kampagne, die vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung ins Leben gerufen wurde.
00:30:18: Unbekannt Dieses Bündnis, das gibt es seit über zehn Jahren. Das hat sich mal bundesweit zusammengefunden, um gegen den sogenannten Marsch des Lebens in Berlin zu protestieren, und hat dann gemerkt Okay, wir wollen auch darüber hinaus nicht nur dagegen sein, sondern auch andere Punkte setzen. Vielleicht für alle, die es nicht wissen. Marsch des Lebens ist quasi so eine Veranstaltung von Abtreibungsgegner*innen, die einmal im Jahr, dann durch Berlin und ich glaube inzwischen auch durch andere Städte laufen, um gegen Abtreibung zu demonstrieren.
00:30:50: Unbekannt Genau dadurch hat sich ja dieses Bündnis gebildet und da sind ganz verschiedene Akteur*innen drin davon irgendwie verschiedenen Parteien bzw was weiß ich die Frauen in der SPD und bei den Grünen und Gewerkschaften, aber auch andere jetzt so autonome politische Gruppen oder Einzelpersonen. Das Bündnis macht hat verschiedene Themen. Es heißt ja auch für sexuelle Selbstbestimmung, also es geht auch um andere Dinge.
00:31:18: Unbekannt Aber jetzt gerade ist da auch im Bündnis bundesweit der Fokus auf den Paragraphen 218, weil wir uns gerade in einer historischen Zeit befinden, würden wir sagen, mit der Ampelregierung eine einigermaßen fortschrittliche Regierung an der Macht zu haben, die sich auch in Koalitions in den Koalitionsvertrag geschrieben haben, dass sie dieses Thema 218 angehen wollen. Und sie haben eine Kommission eingesetzt, die überprüfen soll, inwiefern der Schwangerschaftsabbruch außerhalb vom Strafgesetzbuch geregelt werden kann.
00:31:54: Unbekannt Das wurde schon in der Vergangenheit mehrfach versucht und dann aber auch vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig wieder einkassiert. Das kann man gerne nachlesen. Das will ich jetzt gar nicht so genau ausführen, aber auf jeden Fall gäbe es jetzt eine. Gab es eine Kommission, die im April diesen Jahres ihre Ergebnisse vorgestellt hat. Da waren Juristinnen drin und aber auch vor einigen Juristinnen, die dann verschiedene Stellungnahmen von Interessensvertretungen und auch Gynäkolog*innen und anderen Jurist*innen eingeholt haben.
00:32:24: Unbekannt Wie es denn aussieht, ist es dann in aktueller Gesetzeslage möglich, den Schwangerschaftsabbruch in Deutschland außerhalb vom Strafgesetzbuch zu regeln. Und sie sind zu dem Entschluss gekommen, dass das möglich ist und dass das sogar auch geboten ist. Sie haben das einstimmig. Diese Kommission hat das in Ihren Empfehlungen wiedergegeben. Also es müsste der Schwangerschaftsabbruch außerhalb von Strafgesetzbuch geregelt werden in Deutschland.
00:32:45: Unbekannt Es gibt dann Spielräume, die die Regierung hat. Wie Sie das genau ausgestaltet. Aber es gibt keine Gründe, warum das weiterhin so beibehalten werden sollte, wie es bis jetzt ist. Und diese Kommission, die Ergebnisse der Kommission haben wir als Anlass genommen, jetzt Druck aufzubauen auf die Regierung zu sagen, jetzt auch danach zu handeln. Also es ist die Sorge, dass sich die Regierungsparteien so jetzt ein bisschen darauf ausruhen und sagen Ja, wir haben ja was gemacht, aber am Ende können wir auch nichts ändern.
00:33:14: Unbekannt Das war auch so ungefähr die Reaktion auf diese Ergebnisse, auch wenn sie sehr eindeutig waren. Und jetzt ist der Versuch, von der Kampagne von der Straße sozusagen Druck aufzubauen und zu sagen Jetzt muss was passieren mit der Sorge oder mit dem Blick in die Zukunft, dass wahrscheinlich die nächste Regierung in Deutschland deutlich konservativer wird, wenn nicht noch schlimmer.
00:33:35: Unbekannt Und dass wir da jetzt einfach den Moment haben, was zu ändern, was also der beste Moment in den letzten 30 Jahren seit der Wiedervereinigung würden wir sagen, dass da wirklich was passiert. Die Kommission ist da hat es alles gesagt, ist alles gut. Und was ist denn jetzt? Warum passiert kein weiterer Schritt? Genau. Die Kommission hat gesagt, es kann weiterhin.
00:33:59: Unbekannt Also sollte weiterhin eine Fristenregelung in den ersten 14 Schwangerschaftswochen kann es straffrei in Deutschland sozusagen freigegeben werden, ein Abbruch vorzunehmen. Und bei der Beratung oder bei anderen Sachen, sind die sich da nicht so einig gewesen oder sagen Sie, da hat hat der Gesetzgeber noch Spielraum. Und die Grünen und die SPD, die finden das auch ganz toll und oder größtenteils und wollen das auch gerne.
00:34:22: Unbekannt Aber die FDP sagt der Status quo ist ein jahrelang errungener Kompromiss und es würde ein Riss durch die Gesellschaft gehen, wenn wir das jetzt angehen. Und diese gesellschaftliche Spaltung wollen sie vermeiden oder wollen sie halt nicht. Und deswegen sagt die FDP mit uns nicht und deswegen sieht es gerade, passiert nichts. Also die SPD hat sich schon positioniert und gesagt, sie wollen trotzdem einen Gesetzesentwurf einbringen.
00:34:53: Unbekannt Ist die Frage, ob das noch passiert. Jetzt ist fast ein Jahr vor den Bundestagswahlen. Die Erfahrung zeigt, dass dann meistens nicht mehr so wegweisende Entscheidung getroffen werden, sondern dass die Parteien schon sehr auf Wahlkampf gehen. Deswegen also wir haben wir jetzt diese Kampagne und haben auch eine Petition, wo wir noch mal Unterschriften dafür sammeln. Der Link erscheint in den Shownotes und dem Artikel Auf jeden Fall unterschreibt auf jeden Fall und zeigt damit, dass es eine Mehrheit gibt in Deutschland.
00:35:22: Unbekannt Dafür eine Neuregelung und dass dieses Argument von der FDP einfach Quatsch ist. Also das es keine Spaltung der Gesellschaft bei diesem Thema gibt, sondern dass es längst überfällig ist, außerhalb des Strafgesetzbuches zu regeln, was jemand mit seinem Körper darf und was nicht. Ich finde da auch den Punkt total wichtig, den du gerade gesagt hast. Noch mal so ein bisschen auch die Perspektive in die Zukunft.
00:35:46: Unbekannt Was kommt also tatsächlich auch so ein bisschen diese Beobachtung ja nicht nur in Deutschland, sondern eigentlich weltweit, dass so ein patriarchaler, antifeministischer Blick auf die Dinge eigentlich so konsens ist. Von allen regressiven und rechten Kräften. Und da ist es schon auch so, dass die pro Familia als Verband sich auch schon Sorgen macht, wie das quasi weitergeht, weil einfach klar ist, dass wenn jetzt zum Beispiel mit den anstehenden Wahlen wir nehmen den Podcast Ende August auf, wenn mit den anstehenden Wahlen da zum Beispiel die AfD stärkste Kraft ist, gegebenenfalls in die Landesregierung kommt, das auch einfach bedeutet, dass da Vereine Verbände, die irgendwie feministische Ziele verfolgen, da ja massiv auch Repressionen ausgesetzt sein werden und auch
00:36:34: Unbekannt einfach Förderungen dranhängen und genau von der Seite der Pro Familia immer auch so sehr darauf gepocht wird, dass die Lösungen, die jetzt gefunden werden müssen, eigentlich zeitnah unbedingt trotzdem dann auch so gesetzlich, sage ich mal wasserfest sein müssen, dass die halt Bestand haben, wenn konservativere Regierungen die Politik in Deutschland gestalten. Also das finde ich auch immer noch mal so ein Punkt.
00:37:01: Unbekannt Nicht nur wir stehen irgendwie an dem Punkt, wo vielleicht viel möglich ist, sondern wirklich auch so ein bisschen so oha, wo geht es hin? Auf jeden Fall. Und ich find's interessant, dass du auch noch mal die internationalen Perspektiven aufmachst. Also da sind sicherlich vielleicht einigen auch schon die Verschlechterung, sei es jetzt in den USA oder in Polen in den letzten Jahren so im Kopf.
00:37:21: Unbekannt Aber ich würde gerne noch mal so positiv Beispiele aus anderen Ländern quasi anbringen, die zeigen, dass es auch anders geht und ich zum Beispiel habe so in meinen Recherchen jetzt auch zu dieser Kampagne erst gelernt, dass es in Kanada zum Beispiel eine sehr liberale und sehr liberalen Umgang gibt, nämlich seit den 80er einfach gar keine Regelung zum Schwangerschaftsabbruch.
00:37:42: Unbekannt Es ist wirklich ein ganz regulärer Eingriff, wo die schwangere Person das mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin bespricht und dass es da keine Fristen gibt, keine Beratungspflicht, keine irgendwas. Und das fand ich total spannend, dass es das auch gibt. Also weil das ist wirklich eher selten. Viele Länder haben irgendwelche Regelungen dazu, aber es scheint auch seit den 80ern in Kanada zu funktionieren und so ähnlich auch, oder?
00:38:07: Unbekannt Ein ähnliches positives Beispiel finde ich immer noch Argentinien, wo auch durch lange feministische Kämpfe 2021 das ermöglicht wurde, dass bis zu 14 Schwangerschaftswoche ohne Beratung ein Abbruch möglich ist. Und ja, also da gibt es auch Veränderungen, die dann positiv sind und die hoffentlich auch Bestand haben. Und das würde ich mir wünschen, dass wir das in Deutschland jetzt auch noch hinkriegen in der Zeit, die wir jetzt noch haben.
00:38:34: Unbekannt Dazu und vielleicht auch noch dazu, dass wir als F Streik hätten wirklich auch am liebsten die kanadische Lösung, sozusagen gar keine Fristen. Jede Person kann für sich entscheiden, was sie macht. Wir gehen auch nicht davon aus, dass es oder ich finde das Argument zu sagen, es gäbe dann sehr viele Spätabbrüche, auch total bescheuert, weil keine Person, die nicht schwanger sein will, das dann bis zum fünften Monat hinauszögert oder so und wenn die Versorgungslage gut wäre, könnte sie das ja dann auch frühzeitig beenden.
00:39:03: Unbekannt Das sind Leute, die noch nicht schwanger waren also das ist jetzt auch nicht 24/7 Spaziergang genau. Es ist ja auch was. Wenn du das nicht möchtest, dann willst du das auch, dann willst du die Veränderung in deinem Körper nicht. Also wir gehen davon aus, wir würden den Menschen vertrauen in ihrer Entscheidung und sagen das würde gehen.
00:39:20: Unbekannt Uns ist realpolitisch schon auch bewusst, dass das in Deutschland so wahrscheinlich nicht durchsetzbar wäre, aber eben eine eigentlich die Vorschläge, die die Kommission macht, nämlich eine Regelung außerhalb des Strafgesetzbuches mit den Fristen. Wir würden ohne Beratung, ohne eine Pflichtberatung fordern, aber mit einem Beratungsrecht, also dass die Beratungsstrukturen, die da sind und die ergebnisoffen geführt werden, die Beratung, dass das auch weiterhin gibt.
00:39:46: Unbekannt Wir sehen da einen ganz großen Mehrwert von Beratung, aber eben nur, wenn sie freiwillig stattfindet und nicht in einem Pflichtkontext. Und ich finde es auch wichtig, das, weil wir, glaube ich oft dann auch im Zuge dieser Kampagne vielleicht so sehr in eine Ecke geschoben werden. Aber das uns auch wichtig ist, dass andere Dinge sich in der Gesellschaft verändern, um sich eben gut für ein Kind entscheiden zu können.
00:40:10: Unbekannt Also auch das soll natürlich möglich sein. Und da sehen wir noch ganz viele andere Baustellen, die, die es da braucht. Und dafür wäre aber eben auch weiter eine gute Beratungsinfrastruktur, die vom Staat bezahlt wird, wichtig, um Menschen zu begleiten, die sich auch für das Kind entscheiden und sagen Okay, du, wie kann ich denn jetzt Hilfe bekommen und wer hilft mir durch den ganzen Dschungel, wo ich Gelder kriegen kann?
00:40:32: Unbekannt Oder Unterstützung? Ja, aber auch diese, diese, dieser Grund, diese Grundannahme, Personen, schwangeren Personen abzusprechen, das entscheiden zu können. Also das finde ich ja wirklich Selbstbestimmung, wirklich noch mal ganz genau rein zu gucken oder sich das noch mal das Wort anzugucken zu sagen, so, es ist einfach auch eine Frechheit, das Personen abzusprechen, das entscheiden zu können und das ist einfach so was, was unheimlich wütend macht.
00:41:02: Unbekannt Ich finde aber den Punkt auch total wichtig, den du jetzt noch mal angesprochen hast. Vielleicht auch genau diese Unterscheidung zwischen der Selbstbestimmung in der Entscheidung, was wir sozusagen so ein bisschen in die Richtung von sexuellen und reproduktiven Rechten geht. Was ja glaube ich auch so der Hauptdiskurs in Deutschland lange war. Also genau diese Frage von Kann ich als Individuum für mich die Entscheidungen treffen, die ich treffen möchte?
00:41:26: Unbekannt Und was wir aber in der Beratungspraxis auch total viel erleben, ist eigentlich auch noch mal der Punkt, der sich eher dann in diesem Diskurs der reproduktiven Gerechtigkeit widerspiegelt, was ja sozusagen so ein bisschen ein Konzept ist, was in den USA entwickelt wurde, um Loretta Ross unter anderem, das eben nicht nur angeguckt wird, wie du gerade gesagt hast, Lena, das nicht nur angeguckt wird, wer entscheidet sich gegen eine Schwangerschaft und kann ich mich frei gegen eine Schwangerschaft entscheiden, sondern kann ich mich auch frei für eine Schwangerschaft entscheiden?
00:41:57: Unbekannt Und das ist tatsächlich so was im Beratungsalltag finde ich das immer total eindrücklich zu merken okay, die, die tatsächlich mit einem Konflikt kommen, also bei denen die Entscheidung tatsächlich noch nicht gefallen ist, bei denen ist es in der Regel so, dass sie aber die Lebensumstände haben, dass sie eben auch diese Entscheidung individuell frei treffen können. Und ich erlebe das ganz oft in Beratungsgesprächen, dass Menschen, die eben in ganz prekären Lebensverhältnissen sind, unglaublich traurig sind, aber für die eigentlich keine Entscheidung da ist, weil sie eben sagen, vielleicht ich würde diese Schwangerschaft super gerne behalten, aber ich kann nicht aus finanziellen Gründen, aus Lebensumständen, aus Wohnsituation heraus.
00:42:37: Unbekannt Und da finde ich eben genau diesen Punkt, was du sagst Lena das ist eigentlich so eine ganz umfangreichen Blick auf diese ganzen Themen braucht so super superwichtig und das ist eben das eine, die Selbstbestimmung des Individuums und das andere. Was für Strukturen schaffen wir eigentlich auch gesellschaftlich, um diese freie Entscheidung des Individuums irgendwie möglich zu machen? Das ist aber eine unheimlich große Baustelle, also diese Strukturen von Klassenunterschieden
00:43:05: Unbekannt Und wer darf was und wer kann sich einen Eingriff leisten oder wer kann sich überhaupt irgendwas leisten? Da bin ich immer schon. Das ist unheimlich, da müssen wir einen sehr langen Atem haben. Absolut. Und ich finde immer auch oft, jetzt gibt es so Beratungsangebote. Wenn man sich Alleinerziehende oder ein Eltern Familien anguckt usw. Das ist dann immer es gibt irgendwelche übergestülpten Grenzen, aber es gibt immer die, die dazwischen sind und das ist immer
00:43:41: Unbekannt Es gibt so viele Fälle, wo man aus diesen und jenen Fällen so rausfällt und du gar nicht du kannst, alle sagen dann Es gibt doch voll die Angebote, aber es gibt nicht diese Angebote. Also diese Vielfalt ist nicht da von Angeboten oder vielleicht auch wieder diese Denke, dass man das so und so reglementieren muss, weil bestimmte konservative Kreise immer anfangen, erst mal von andersherum zu denken und zu sagen wie kann das missbraucht werden? Wie kann Angebot missbraucht werden für ja was anderes? Und nicht denken so
00:44:14: Unbekannt Also nicht von vorne denken und sagen ja okay, wir brauchen das Angebot, sondern eher nein. Aber wie kann man das schlimmstenfalls ausnutzen? Und um Gottes Willen und so weiter das ja, ja. Oder also ich finde ein Argument, was wir oft gehört haben im Zuge Beratungspflicht oder Beratungsrecht, das geht schon so ein bisschen in die Richtung, dass Leute dann sagen Ja, aber Menschen in prekären oder auch gewaltvollen Beziehungen, denen tut doch so eine Beratungspflicht gut.
00:44:43: Unbekannt Ist auch wichtig, dass die dann mit jemandem sprechen und dass das nicht einfach nur so husch husch irgendwo passiert. Und wo wir sagen Ja, natürlich brauchen diese Menschen Hilfe, aber es ist auch mit einer Pflicht Beratung nicht getan. Also die Person kriegt ja trotzdem kein Platz in der Gewaltschutzeinrichtung, weil es einfach zu wenig Plätze gibt, die nicht ausfinanziert sind.
00:45:02: Unbekannt Also das haben wir in diesem Jahr ja auch zum 8. März groß zum Thema gemacht, das soziale Kürzungen nicht in Gewalt Schutz passieren darf und nicht in Gewaltprävention. Und das ist dann so ein scheinheiliges oder so ein Strohmannargument ist zu sagen ja, wir brauchen die Pflichtberatung, damit wir Menschen in irgendwie Gewalt von Beziehung helfen können. Aber es braucht ganz andere Dinge, die viel effektiver wären, um da reinzugehen.
00:45:26: Unbekannt Da hilft auch nicht die, also helfen Beratungsangebote, und vielleicht gibt es einzelne Fälle, wo es dann irgendwie gut war, dass es da eine Verpflichtung gab. Aber insgesamt reicht das eben nicht. Oder ist das nicht das, was das Problem wirklich angeht, sondern es ist das Argument, um dann eben dieses Selbstbestimmungsrecht den Menschen abzusprechen. Ich weiß nicht, vielleicht kann man mein lautes Atmen sozusagen rausschneiden, aber ich habe gerade gedacht, vielleicht ist das auch ganz passend, das noch mal aufzugreifen, weil ich nämlich gerade ganz doll seufzen, ausatmen musste, während du gesprochen hast Lena.
00:46:02: Unbekannt Weil das tatsächlich das ist, was wir auch. Also ich finde das so unglaublich kurz gedacht, weil wir das eben auch regelmäßig haben, dass wir Frauen schwangere Personen bei uns haben, die eben in einer gewaltvollen Beziehung sind oder in einem gewaltvollen Umfeld leben und wo wir auch einfach erleben, dass all diese Schritte, die wir jetzt schon besprochen haben, ich muss eine Kostenübernahme organisieren, ich muss gegebenenfalls noch einen Blutgruppen Nachweis organisieren.
00:46:27: Unbekannt Also ich muss ein Termin machen, diese ganzen Sachen immer mit einer Gefährdung einhergehen. Also da finde ich auch dieses Argument zu sagen, ja, nur weil die Beratung verpflichtend ist, ist die Person irgendwie geschützter. Also Quatsch. Und da kann ich nur wie gesagt so ein bisschen aus unserem Alltag das total unterstreichen, dass wir auch immer wieder erleben, dass es da an ganz anderer Stelle Unterstützungsbedarf braucht.
00:46:51: Unbekannt Auf jeden Fall nicht. Ich spüre diesen ganz tiefen Aktivismus und dass ihr wirklich sehr für diese Sache einsteht. Wie macht ihr das? Wie bleibt ihr resilient? Also wie schafft ihr das bei so einem sensiblen Thema ganz engagiert zu sein, immer beruflich damit zu tun zu haben oder eben im Aktivismus und dann trotzdem ja nicht zu verzweifeln oder dem psychischen Druck so standzuhalten?
00:47:24: Unbekannt Also gerade bei diesem speziellen Thema gibt es mir ganz viel Kraft und auch ganz viel Wut, mich ja in diese Reihe von Kämpfen, die schon dazu passiert sind, zu stellen, dass das einfach schon so viele feministische Menschen, so viele Frauen schon dafür gekämpft haben und ihren Teil versucht haben, das zu verändern. Und dass ich mich da quasi so in die Reihe stelle und jetzt meinen Teil dazu beitrage, gepaart damit, dass das für mich auch ein Thema ist, was halt jeden betreffen kann, weil ich so unterschiedliche Menschen in meinem Umfeld habe, die das schon betroffen hat.
00:47:56: Unbekannt Sei es auch aktivistische Menschen, aber auch Leute, die sonst gar nicht sich als Feministinnen bezeichnen würden oder so. Also es ist so ein Thema, was glaube ich auch so viele Leute betrifft, was mir dann auch die Dringlichkeit immer wieder so deutlich macht und mir dann immer wieder mir die Kraft gibt, da weiterzumachen und die Wut, das auch wirklich das sich was wirklich ändern muss.
00:48:16: Unbekannt Einfach weil ich das eine riesengroße Frechheit finde so wie das jetzt geregelt ist und sonst eben auch zu wissen, nicht nur ich bin jetzt nicht neu und allein in diesem Kampf, sondern ich habe ja jetzt auch Menschen um mich herum, die mit mir diesen Kampf jetzt gerade zusammen kämpfen, sei es hier in Bremen oder eben mit dem bundesweiten Bündnis.
00:48:34: Unbekannt Und wenn ich dann mal eine Pause brauche und mit dem Frust erst mal klarkommen muss, dass es eben alles nicht so schnell und leicht geht, dann sind da andere Leute, die einspringen und dann kann ich wieder mit aufspringen, wenn ich wieder die Kraft habe. Ähm, ja, ich glaube, dieses Thema Auszeiten ist immer irgendwie ein Punkt, dass man auch Momente braucht zum Durchatmen.
00:48:56: Unbekannt Ich glaube zum Beispiel bei mir persönlich gestaltet sich das im Arbeitsalltag dadurch, dass ich in ganz vielen verschiedenen Bereichen sozusagen tätig bin. Ich mache viel Schwangerschaftskonfliktberatung, mache aber auch Schwangerenberatung. Also genau diese Fragen von Woher kriege ich eigentlich Geld? Wie ist das mit der Elterngeld Elternzeit? Und einmal die Woche bin ich zur sexuellen Bildung mit Schulklassen irgendwie unterwegs.
00:49:17: Unbekannt Und das ist, was, was ich total schätze. Also auch wirklich so diese unterschiedliche Arbeit, dann irgendwie 15-jährige Jugendliche da zu haben, die irgendwie noch mal einen ganz anderen Blick auf die Themen mitbringen. Das gibt mir auch so ein bisschen so Momente zum Durchatmen. Und ansonsten ist es für mich auch viel ja gegen die Vereinzelung ankämpfen, also sowohl im Arbeitsalltag, dass wir immer wieder uns versuchen, auch Momente zu schaffen im Team, da uns auszutauschen, vielleicht auch mal was sozusagen so ein bisschen abladen oder nachbesprechen zu können.
00:49:53: Unbekannt Und was für mich auch schon eine riesige Motivation ist, ist tatsächlich der Kontakt mit den einzelnen Personen. Also das ist natürlich auch so ein bisschen realpolitisch oder so ein bisschen, Na ja, die Umstände sind aktuell wie sie sind. Lass uns ein Stück weit versuchen, das Beste draus zu machen, auch wenn ich natürlich grundlegende politische Veränderungen unglaublich wichtig finde, habe ich schon immer das Gefühl, dass ich denke Na ja, wenn es schon eine Zwangsberatung ist, dann soll sie doch wenigstens gut sein und dann soll sie eben ergebnisoffen sein und im Interesse der Person.
00:50:26: Unbekannt Und wenn ich dann den Eindruck habe, dass die Personen gut da rausgehen und irgendwie auch abgespeichert haben, dass sie damit nicht alleine bleiben müssen, dass sie auch nach einem Abbruch noch mal wiederkommen können, wenn sie da Gesprächsbedarf haben. Dass es uns um ein ganz großes Anliegen, dann ist irgendwie für mich immer schon viel geschafft. Aber es ist nicht leicht und ich glaube wo dran, ich am meisten zu knapsen habe und wo dran ich am meisten verzweifelt sind tatsächlich die strukturellen Schwierigkeiten, vor denen wir ja alle irgendwie ein Stück weit immer wieder stehen und die auch ohnmächtig machen.
00:50:59: Unbekannt Also mit unserem gemeinsamen Gespräch vernetzen wir uns sozusagen zusammen und wollen das Thema auf andere in einem anderen Format, auf andere Art noch mal auf die Plattform bringen. Das ist das eine. Ich habe das auch so ein bisschen gefragt, um zu sagen Ja, wie ist eigentlich die Möglichkeit, eure Projekte, euren Aktivismus zu unterstützen? Das wäre jetzt der Werbeblock für euch. Pro Familia.
00:51:27: Unbekannt Ja, genau. Also grundsätzlich ist es, glaube ich, für uns einfach super wertvoll alle Einzelpersonen, alle Menschen, die quasi so für die Themen, die auch für die pro Familia auch steht, für diese Themen einzustehen in der Gesellschaft, dem Rechtsruck entgegenzutreten, ja auf der Straße laut zu werden und das ist mir auch irgendwie ein großes Anliegen, jetzt vielleicht auch den Podcast zu nutzen, um euch noch mal für eure krasse Arbeit zu danken und ja, das finde ich wirklich so super wichtig auch.
00:51:57: Unbekannt Und in Bremen ist das natürlich auch einfach total toll, dass es da so gute Strukturen gibt, die das Thema immer wieder in die Öffentlichkeit tragen. Also natürlich versuchen wir das auch auf politischer Ebene, aber man merkt eben schon auch, dass wir dann manchmal im Beratungsalltag so in unserem Beratungskontext unterwegs sind. Und das finde ich schon irgendwie total wichtig, da auch immer wieder in Austausch zu gehen und im Austausch zu bleiben.
00:52:20: Unbekannt Ansonsten ist Pro Familia natürlich ein Verein, das heißt, es gibt auch die Möglichkeit, Mitglied zu werden oder zu spenden, ganz konkret mitzugestalten oder zu spenden für Menschen mit Geld. Genau das wäre der nächste Punkt. Also auch das ist natürlich immer eine Möglichkeit und da freuen wir uns über jede Form der Unterstützung. Ja, ich grinse gerade ganz breit, weil ich mich so freue, dass das unsere Arbeit auch so ankommt.
00:52:44: Unbekannt Weil manchmal ist man ja doch so unter sich und denkt, das bringt doch alles nichts. Aber es kommt ja, wir machen ja trotzdem weiter, weil wir die Hoffnung haben, dass es irgendwas bringt. Ja, schön, dass es auch ankommt. Man kann bei uns auf jeden Fall auch mitmachen. Also ihr findet uns auf Insta da sind wir eigentlich am aktuellsten also feministischer Streik Bremen.
00:53:05: Unbekannt Und das nächste, was jetzt innerhalb der Kampagne ansteht, ist auf jeden Fall weiterhin die Petition zu pushen. Also unterschreibt sie. Schickt sie eurer Oma. Schickt sie in eurer WG rum. Sagt allen Bescheid, dass sie diese Petition unterschreiben sollen und der nächste große Aktionspunkt, wo wir das Thema wieder in die Öffentlichkeit bringen wollen, ist der Save Abortion Day. Das ist ein internationaler Tag, um Schwangerschaftsabbrüche international sicherer zu machen.
00:53:31: Unbekannt Der ist am 28. September. Da sind wir gerade noch in den Planungen. Es wird wahrscheinlich eine Kundgebung geben, aber auch noch andere Aktionen. Also dazu kann ich gerade noch gar nicht so viel sagen. Aber wenn ihr entweder uns auf Instagram folgt oder auch auf unserer Homepage, versuchen wir es aktuell zu halten, dann kommt gerne vorbei, macht dafür Werbung.
00:53:53: Unbekannt Es bringt eben auch nichts, wenn wir da alleine da auf der Straße stehen, sondern wir freuen uns immer über viele Leute, die dann dabei sind. Und wenn wir so schnell wie wir es eben mitbekommen, werden wir es auch auf jeden Fall auf den Frauenseiten veröffentlichen, auf dem Veranstaltungskalender und teilen, wo wir können. Na ja, vielen Dank, dass ihr, Frauenseiten, uns ja auch diese Plattform gebt, um das Thema noch weiter zu verbreiten.
00:54:18: Unbekannt Und ja, das ist richtig schön. Danke schön. Ja, und ich merke irgendwie auch, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe so richtig das Gefühl, das ist ein Thema, da könnten wir wahrscheinlich noch mehrere Stunden drüber sprechen, weil das einfach auch so komplex ist in den unterschiedlichen Ebenen und auch in der Verzahnung von Gesetzeslage und wie, wie ist das sozusagen in der alltäglichen Praxis, dass ich mich total freue, dass wir sozusagen einfach erst mal einen Auftakt gemacht haben, im Austausch zu sein, zu sprechen aus den verschiedenen Perspektiven auch dieses Thema irgendwie zu beleuchten.
00:54:52: Unbekannt Ich glaube ja. Schön. Ja, ich habe total viel Neues, auch so Kleinigkeiten, die vielleicht noch nicht so klar waren, so mitbekommen. Und ich glaube, es ist immer wieder wichtig, auf verschiedene Art und Weisen sich dem Thema zu nähern. Sei es mal zu einer Aktion zu gehen. Bei einer Ausstellung, die der Streik organisiert. Oder bei was anderem Gremium, Vortrag oder so zu schauen, was los ist. Oder mit Menschen aus anderen Ländern, Generationen, was weiß ich zu sprechen und sich auszutauschen.
00:55:24: Unbekannt Echt also. Ja, und auch immer wieder finde ich wirklich dieses ins Sprechen kommen. Das finde ich so wichtig, weil das auch, glaube ich, das ist, was ich so an an Rückmeldung bekomme, dass das auch das Belastende ist für die meisten Betroffenen. Dieses krasse Gefühl von ich bin damit alleine. Und wenn ich diese Entscheidung getroffen habe und hinterher vielleicht doch merke, das macht noch was mit mir, dann so ein bisschen selber schuld zu sein und damit alleine zu stehen.
00:55:48: Unbekannt Und ich glaube, wenn wir das schaffen, das ein bisschen aufzulösen, weil wir drüber sprechen, weil wir Räume schaffen, in denen es irgendwie möglich ist, über Abbrüche zu sprechen, ganz wertfrei, dann ist das erst mal im Kleinen schon ganz viel und im Großen muss natürlich dringend eine gesetzliche Veränderung her. Ich danke euch. Ja, vielen Dank. Danke schön. Ja, wir werden alles verlinken, was wir können in den Shownotes.
00:56:10: Unbekannt Ja. Vielen Dank. Und ich hoffe, dass ich einige von euch wieder höre oder andere Personen aus euren jeweiligen Kreisen vielleicht mal irgendwann hier begrüßen kann. In dem Generationenpodcast. Das stimmt. Richtig schön hier gewesen zu sein. Danke. Das war von Boom bis Z der Generationpodcast der Frauenseiten Bremen von Boom bis Z wird gefördert vom Senator für Kultur der Freien Hansestadt Bremen und herausgegeben vom Verein Frauen lernen gemeinsam.
00:56:38: Unbekannt Und den Frauenseiten Bremen. Konzept und Redaktion Frauenseiten Bremen. Mit besonderem Dank an Paula, René, Lilli, Ling, Laura, Hannah, Jule, Salam, Sophie, Luisa, Andrea, Nina, Irene, Mara und Jana. Redaktion aktuelle Folge Renate und Lena. Musik Inke Boitz. Artwork Luisa Kann mit besonderem Dank an Pia Brand. Social Media Die Frauenseiten Social Media Unit. Schnitt Paula Busemann. Produktion Renate Strümpel. Mastering Jana Fischer.
00:57:07: Unbekannt Ihr habt Fragen, Vorschläge oder wollt euch einbringen? Schreibt eine Mail an frauenseiten at bremen.de oder nutzt das Kontaktformular in den Shownotes. Lasst gerne einen Kommentar auf unserem Blog und abonniert unseren Podcast in dem Podcast Player eurer Wahl. Bis dann.
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